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«Herrgott und Teufel» auf der Schatzalp

Das Internationale Musik-Festival Davos stand am Montag im Zeichen der Avantgarde

Für das vierte Konzert wurde das Publikum des 16. Internationalen Musik-Festivals Davos in schwindelnde Höhen auf die Schatzalp entführt. Da war der Herrgott nicht weit, doch wurde es dazwischen auch ganz schön teuflisch.

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VON STEPHAN THOMAS

Im Zentrum des Abends stand die Premiere des Stücks «Herrgott und Teufel» von Helena Winkelman. Der etwas affektierte Programmhefttext, den die Komponistin selbst verfasst hatte, weckte eher gemischte Erwartungen. Umso grösser war dann die positive Überraschung: Was die Geigerin, die sich bisher vor allem auf ihrem Instrument zu profilieren wusste, zu Papier gebracht hat, war schon allerhand. Das Stück für Soloinstrumente und Sprecher war voller Abwechslung, Aktivität und Drive. Langeweile kam trotz der stattlichen Dimensionen des Werks nie auf. Da war auch viel Witz und Ironie drin, auch hin und wieder ein Gag (um den konservativeren Teil des Publikums günstig zu stimmen?).

Eine kommunikative Note

Trotz der gefährlichen Fülle verschiedenster Elemente gelang die Integration, Renaissancemusik blasende Schalmaien, rockige Episoden des Schlagzeugs, impressionistische Klaviertöne oder Mozart-Zitate aus dem Handy - um nur einige zu nennen - verschmolzen zu einem stimmigen Ganzen. Es blieb aber nicht beim blossen Musizieren, zahlreiche szenische Elemente, ausgehend vor allem von den beiden Rezitatoren, gaben dem ganzen zusätzlich eine kommunikative Note. Kurz gesagt: ein neidlos gutes Stück, etwas vom Besten, was wir in letzter Zeit an Avantgarde gehört haben. Viel Faszination ging von der Textgrundlage aus, einem Anagramm-Gedicht von Thomas Brunnschweiler.

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